Sonntag, 13. April 2008

Viajar - Sucre

So nun bin ich wieder ein Ort (diesmal Stadt) weiter gereist. Ich hab mich entschieden, von Uyuni direkt nach Sucre zu fahren und Potosí evt bei der Rueckfahrt (nach La Paz faerht man dort wieder vorbei) zu stoppen. Denn ich dachte, so Andrea Pilz nochmal anzutreffen und Nicky (die Australierin aus der Uyuni-Tour) fuhr auch grad dorthin. So nahmen wir am Freitag, dem 11. April 2008 gemeinsam einen Bus "Diana Tours" (60 Bolivianos) und als wir um 10.00 Uhr dort standen, mussten wir schon mal den Bus wechseln, da unserer irgendwie nicht fuhr. Die Fahrt dorthin war landschaftlich sehr schoen und aehnelte wieder dem Norden von Argentinien und der Uyuni-Reise (Anden halt) - ueberall so farbige Berge, doerre Grasbueschel und Lama-Herden. Die Strasse bis Potosí ist nicht asphaltiert (ich beweg mich ja schon sei geraumer Zeit fast nur auf unasphaltierten Strassen, hab ich das Gefuehl) und so staubte und ruckelte es wieder mal und die frisch gewaschenen Kleider...naja... Auch stoppten wir staendig wegen irgendwelchen Baustellen, um andere Fahrzeuge passieren zu lassen oder sonstiem. Auch wurde ich wiedermal "gut" unterhalten von einem aelteren Bolivianer und durfte wiedermal auf all die Fragen antworten, welche einem meistens gestellt werden "wie viel kostet ein Ticket von Europa nach Suedamerika", "Wieviel verdient ein Schweizer", "Wie viel hat diese Brille/... gekostet", usw. Naja - teilweise ist es ermuedener, immer diese Fragen zu beantworten und zu erklaeren, dass wir zwar mehr verdienen als die Leute hier (anscheinend um die 600 - 1000 Bolivianos pro Monat - echt nicht viel), dass aber auch das Leben in der Schweiz teurer ist und man das nicht so eins zu eins vergleichen kann, als den anderen Reisenden auf die Fragen "woher bist du, wo bist du schon gereist, wo gehst du noch hin und wie lange hast du Zeit" zu antworten. Beides ist sehr interessant - also die Gespraeche mit Einheimischen und auch mit anderen Reisenden (vor allem wenn man Alleine reist, hat man immer wieder das Beduerfnis auf Gespraeche mit diversen Leuten), doch teilweise kanns auch ermuedend sein - denn die ersten Gespraeche beinhalten halt oft dasselbe und man lernt viele Leute ja nur fuer eine mehr oder weniger kurze Zeitspanne kennen. Ja und hier hat man eher wieder das Gefuehl, die Einheimischen "vergoettern" Europa und beineiden einem oft, da sie denken, wir haetten alles und muessten oft nichts dafuer tun. In Chile hingegen, dachten viele oft, das wir Europaerer das Leben gar nicht geniessen und NUR Arbeiten. So waren die Chilenen dann oft ueberrascht, dass auch wir "ausgehen, Partys feiern, BBQ haben und das Leben geniessen". Konnte ich gar nicht glauben, dass sie dachten, wir saessen nur Zuhause oder auf der Arbeit rum... komisch... Auf jedenfall erreichten wir Potosí etwa um 17.30 Uhr und dort mussten wir den Bus wechseln (da unsere Busgesellschaft ja irgenwie nicht fuhr). Dies erwies sich anscheinend wieder als schwierig, zuerst fanden sie den Anschlussbus nicht und als wir dann doch in einem sassen, musste dieser natuerlich zuerst gefuellt werden - also WARTEN. Gut, so um 19.00 Uhr gings dann doch los - gemuetlich, langsam und mit wieder diversen Stops (wegen Irgendwas). Diesmal jedoch auf asphaltierter Strasse - Juhuii! Dafuer war diesmal der Bus, also die Sitzplaetze, auf ein Minimum an Platz reduziert - sehr bequem ;-) "Back in the real South-America"! Jo und so erreichten wir erst um 23.00 Uhr (anstatt um die geplanten 19.00 Uhr) Sucre. Natuerlich wars schon laengst dunkel und wir hielten irgendwo auf der Strasse und waren beide froh, dass wir nicht alleine unterwegs waren. Denn irgendwie hat man hier Nachts, frisch ankommend, nichts wissen und halte eben, wieder mehr im aermeren Norden, schon mehr Respekt vor Dieben usw. Eine Frau half uns dann ein "sicheres" Taxi (da dem Taxi Chauffeur seine Frau daneben sass) zu stoppen und wir fanden dann nach ein bisschen suchen auch ein Hostal (35 Bolivianos).

Am naechsten Tag, suchten wir uns ein "neues" Hostal, da das andere zwar sehr schoen war, doch irgendwie "zu ruhig" und halt ohne andere Leute. Und irgendwie wollten wir wieder ein bisschen neue Leute kennenlernen - evt auch fuer die Weitterreise. So fanden wir dann das Hostal "Potosí" (25 Bolivianos) mit wieder schoenem Innenhof, Kueche und einigermassen warmer Dusche.

Sucre liegt "nur" noch auf 2790 mueM und ist ne Stadt mit ca. 130'000 Einwohner. All die Haeuser sind noch im traditionellen "Colonial Weiss" gestrichen und sieht somit sehr schoen und einladend aus. Auch ist es hier wieder waermer (auch am Tag wars die letzen Tage ziemlich frisch und windig) und sogar in der Nacht kann man sich ohne Thermo-Unterwesche nach draussen wagen! Und es ist wieder ein bisschnen gruener und die Luft weniger staubig! Mir gefaellt die Stadt! So ging ich diese mal auskundschaften und besuchte den lokalen Markt, wo man endlich wieder frische Fruchtsaefte, Essen (das man glaub auch als Auslaender ohne mehr oder weniger grosse Bedenken essen darf - natuerlich kein Vergleich mit "steril", aber es sieht zumindest frisch zubereitet aus), Fruechte, Gemuese, Fleisch und diversen Krims-Krams kaufen kann. Und unglaublich - ploetzlich sagt jemand "hey Melanie" - es war Diego, einen Argentinier welchen ich schon in Salta und Iruya kennengelernt und wiedergetroffen hatte. Jo die Welt ist klein ;-) Wir besichtigten (nach einem echt leckeren Essen im Markt) ein wenig die Stadt, den Mirador und genossen ein mehr oder weniger kuehles Bier und gingen am Abend wiedermal aus. Auch "besuchten" wir die "Scauts" (sowas wie bei uns die Pfadi) bei ihren Samstaeglichen Unternehmungen und die erkennen sich anscheinend, durch so ein Halstuch und gruessen sich dann und es wird gespraechelt usw. Ja das war das erste Mal, das ich so ein Verein hier in Bolivien kennengelernt habe. Find ich super, das es auch hier solche Vereine gibt.

Am nachsten Tag, dem Sonntag 13. April 2008 hatte ich wiedermal einen GANZ TOLLEN TAG! Ich traf Andrea Pilz nochmal :-) Sie kam aus der Richtung Santa Cruz (Samaipata) mit dem Nachtbus nach Sucre gefahren und wir trafen uns in meinem Hostal wieder, um den Tag zusammen zu verbringen! Ach so schoen - das Wiedersehen! Wir machten uns dann einen ganz schoenen und gemuetlichen Tag in Sucre, besuchten noch den anderen Markt "Campesino", schlenderten umher, assen auf dem Markt zu Mittag (Modongo - das ist Mais, Schweinefleisch an scharfer Aji-Sauce und Kartoffeln) und besichtigten das "Mausoleum" (also den Friedhof) von Sucre. Huh dieser Friedhof war echt sehr sehr eindruecklich und speziell und anscheinend hat es dort auch recht bekannte Personen begraben (alles in so riesigen Mauern mit vorne einer Glas-Vitrine, geschmueckt mit Schmuck und Blumen). Gegen Abend verabschiedeten wir uns dann wieder und Andrea nahm den Nachtbus nach La Paz und ich werd morgen nach Potosi aufbrechen und mich in 1-2 Tagen auch in Richtung La Paz bewegen. Dort werden wir uns sehr wahrscheinlich nochmal treffen und mal schauen ob wir nochmal was gemeinsam was unternehmen koennen (sie trifft dort ja ihren Schatz wieder und schlagen ein bisschen ne andere Reise-Route ein).
Am Abend ging ich dann nochmal mit Nicky (der Australierin von der Uyuni-Tour) was Essen und ein Glaeschen Wein trinken. Mit ihr verstand ich mich auch ganz gut und wir hatten nun ein paar gute Tage zusammen. Leider war sie ein bisschen am rumkraenkeln und deshalb nicht so aktiv ;-)

Man ist hier in Bolivien schon wieder in einer "ganz anderen Welt", als in Chile/Argentinien. Es hat wieder ueberall die Maerkte, Strassenverkaeufer, Schuhputzendede Kinder und auch wieder Bettler und der Abfall liegt ueberall rum... Ja und irgendwie ist es fuer mich, wie ein zweites Mal ankommen in dieser Welt, da ich in Chile/Argentinien schon viel Europaeische Gefuehle hatte (hatte ja bei der Grenzueberquerung von Peru nach Chile, quasi einen Kulturschock - "zu" europaeisch/modern alles). Und nun - wie fuehl ich mich, das zweite Mal "hier"? Als ich das erste Mal nach Quito kam, da fuehlte ich mich schon noch nicht so wohl. Die Sprache beherrschte ich noch nicht, alle haben einem zuvor eingebloesst, wie stark man aufpassen muss usw und die Kultur und das Leben hier ist schon voellig was Anders. Und ich hatte auch irgendwie ein bisschen Angst, gewisse Dinge zu tun und noch nicht so Vertrauen in die Leute, was nach dem Projekt in Kolumbien schon anders war und ich eher wusste wie mich Verhalten usw. Und nun, wieder "hier", ich fuehl mich ganz gut und irgendwie hab ich das Gefuehl, ich hab weniger "Angst" von Raub/Diebstahl usw. Evt weil die Bolivianer mir bisher einen sehr friedlichen Eindruck gemacht haben, doch ich sollte wohl schon wieder "lernen" mehr aufzupassen. Ja und irgendwie kommen mir die Bolivianer auch so offen, nett und hilfsbereit vor und gar nicht schuechtern, wie ich mir sie eher vorgestellt hatte. Wenn man was fragt, dann sind sie immer voll im Eifer und bemueht, einem zu helfen und sind auch immer sehr interessiert. Evt hab ich einfach schon "vergessen" wie die Peruaner/Ecuadorianer waren, schon auch offen, hilfsbereit und freundlich, doch irgendwie find ich die Bolivianer noch ein Stueck sympatischer - weiss auch nicht an was das liegt. Die meisten Personen hier (vor allem die Frauen) sind alle noch so stark in ihre Kultur-Kleidung gehuellt und mit ihrer Kultur verbunden. Die juengeren hingegen, sieht man oft in "modernerer" Kleidung (Kleider wie bei uns). Ich weiss nicht, wie diese sich kleiden werden, wenn sie aelter sind - denn die Kultur scheint hier (wie auch in Peru/Ecuador/Kolumbien) noch sehr stark eine Rolle zu spielen. Doch es ist ja auch gut, wenn man/sie sich veraendern und auch andere Dinge anehmen wollen - offen halt. Ich liebe auch die Maerkte, wo man eben Essen kann und alles was man braucht findet, doch an das "runter maerten" muss ich mich wieder gewoehnen und es ist hier alles sooo guenstig, das man irgendwie ein schlechtes Gewissen hat, den Preis noch mehr zu druecken. Und ich hab das Gefuehl, die Bolivianer "bescheissen" einem weniger, als die Peruaner das taten (heben den Preis weniger stark hoch fuer "Gringos"). Das Essen hier in Boliven gefaellt mir super - es gibt viel mit Kartoffeln und Mais und auch mit viel mehr Saucen und Gewuerzen. Ganz anders und vielseitiger als in Ecuador/Kolumbien, wo man staendig diese Bohnen mit Trockenreis (Seco) serviert bekam. Ja und ueberall hat es halt wieder Bettler und wenn man auch nur was kaufen moechte, dann stehen schon ein paar alte Frauen und Kinder um einen rum und strecken einem die Hand hin oder wollen einem fast das Geld aus dem Portmone entnehmen. Ja diese bettelei, damit hab ich schon Muehe - wenigstes was verkaufen, Musik machen oder so, aber einfach nur betteln. Aber es ist halt schon hart, dass es so viel Armut gibt... Doch mit ner Geldspende ist da nicht geholfen... Es gibt einem schon immer viel "Denkstoff" - unsere Welt, die Verteilung und wie das alles weitergeht...

Ja auf jeden Fall bin ich froh, nochmal hier in den Norden Suedamerikas gegangen zu sein. Es ist halt schon ganz was anderes als der Sueden und voellig anders als bei uns. Irgendwie stellt man schon vieles in Frage (an unserem System/Leben usw und ueber was wir uns teilweise aufregen und Gedanken machen)... Ja ein bisschen Angst vor der Rueckkehr, aufs wieder "einleben", das hab ich schon (wie die meisten wohl). Doch eben, man wird wohl nie mehr genau so sein wie zuvor und vieles mit anderen Augen betrachten als zuvor.

Die weissen Haueser Sucres

Die Graeber auf dem Friedhof in Sucre

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