Mittwoch, 13. Februar 2008

Viajar - Carretera Austral (Chaitén nach Coyhaique)

Ich bins wieder mal. Inzwischen bin ich auf der Carretera Austral (oberer Teil Patagoniens in Chile) angekommen. Das ist eine viel weniger befahrene Strasse mit sehr vielen Teilen nur aus Schotter (kein Asphalt) und kleinen, ruhigen Doerfchen in denen es oft schwierig ist frisches Gemuese/Frueche und auch Sonstiges aufzutreiben, was somit oft sehr teuer kommt. Internetzugang ist sehr langsam oder fehlt ganz, Banken muss man auch suchen (gibts nur in den groesseren Orten) und die Busse fahren nicht taeglich und auch sonstige Vehickel sind teilweise spaerlich anzutreffen.

Chaitén
Am Sonntag 27. Januar 2008 ging unsere Faehre von Quellón (Chiloé) nach Chaitén. Ich war froh nicht laenger in Quellòn zu bleiben und dort nur die Faehre zu nehmen - es hatte lauter Betrunkene und komische, gefaehrlich aussehende Typen am Hafen...Die Ueberfahrt war u schoen und betrug ca. 5h bei herrlichem Wetter und Abends so um 20.00 Uhr erreichten wir dann die Carretera Austral. Dort erprobte ich zum allerersten Mal das Zelt - leider nur in der Hospedaje "Rita" (2'500 / Nacht).

Chaitén war ein ruhiger Ort mit schoener Sicht aufs Meer und hier verbrachten wir dann zwei gemuetliche Tage. Am Dienstag ging ich dann noch mit "Chaitur" auf eine kleine Tour nahe eines Gletschers "Ventisquero Amarillo". Schone Landschaft - alles mir kleinen Fluessen und wie ein Valle mit karger Stein-Landschaft!

Die Faehre von Quellòn nach Chaitèn

Blick aufs Meer in Chaitèn

Sicht auf den Gletscher













Palena
Am Mittwoch dem 30. Januar 2008 nahmen Andrea und ich den Bus nach Palena - ein weiteres SEHR ruhiges Nest. Doch hier fuehlten wir uns sehr wohl, denn die Leute waren sehr nett, hilfsbereit und da wir als einzige Touristen (zur Zeit - wie so oft in dieser verlassenen Gegend) fast sowas wie eine "Attraktion" waren, wurden wir ueberall nett begruesst! Wir wohnten hier auf dem Campingplatz (2'000 Pesos / Person) und hatten diesen wie gesagt fuer uns alleine und der Besitzer war auch immer an einem Gespraech interessiert und lud uns sogar mal zu einem BBQ ("cordero" mit Lammfleisch, traditionnell gebraten) ein und es besuchten uns sonst noch ein paar Einheimische auf ein Bier oder zwei!

Mit "Roberto Moya" (einem der wenigen Touristen-Fuehrer hier, welche das so nebenbei machen), hatten wir dann noch zwei gute Ausfluege gemacht. Einmal gings mit dem "balsa" (so einem Schlauch-Gummi-Boot) den Fluss runter und einmal mit seinem Neffen "Fernando" und Sohn "Mattias" (als Guides) mit den Pferden "Flocho", "Grand Señor", "Buenhermosa" und "Bachuco" zum Valle del Tigre und Laguna Negro. Waren zwei sehr schoene Ausfluege und das Wetter (seit wir in Carretera Austral ankamen) immer sonnig und heiss (ueber 30 Grad). Ja das ist hier sehr ungewoehnlich und hat auch ueberall Waldbraende ausgeloest (auch nahe Valle del Tigre) und es rauchte wie verrueckt, so dass man es sogar riechen konnte und der Himmel mit Gelb-Braunen "Wolken" bedeckt wurde. Die letzen Tage gabs dann endlich auch Helikopter die (zwar mit sehr kleinen Kanistern) das Feuer in Schach versuchen zu hielten - ganz loeschen ist glaub ziemlich unmoeglich.

Die restlichen Tage verbrachten wir am Fluss, im Doerfchen und ich bestieg mal noch einen "mini-Gipfel" (cerro mit ca. 2h Aufstieg). Und wir hatten noch eine sehr spannende Begegnung mit "Cowboys". Ja das vergangene weekend gabs hier ein Rodeo und nun sahen wir beim verbeilaufen, dass immer noch irgendwelche Cowboys ihre Pferde darin trainierten. Wir gingen dann rein und schauten ein bisschen zu. Danach luden sie uns ein ihren Champion "Caldo Negro" (ein tolles Ross) anzuschauen und danach wurden gleich noch auf ein Bier und ein chilenisches Essen eingeladen. Sie sind hier noch am trainieren fuers naechste Rodeo (in Futalefu) und mit 2 grossen Transportern fuer ihre 8 Pferde unterwegs. Die 4 Cowboys (Julio und Companie), ihren Koch und ihren Fahrer sind schon so professionell, dass sie davon leben koennen. Eben in der Rodeo-Zeit davon und waehrend dem Winter mit jungen Pferden am ausbilden! Ja war sehr interessant und gab interessante Gespraeche!

Andrea und ich beim kochen

Einer der Cowboys den wir trafen

Sicht beim hochsteigen auf den cerro (einen Gipfel)












Puerto Puyuhuapi
Am Montag dem 04. Februar 2008 verliessen wir Palena dann ganz frueh morgens (6.45 Uhr - 3'000 Pesos)) und nahmen den Bus nach "Villa Santa Lucia" und von dort kam sogar schon bald der naechste und nahm uns mit nach "Puerto Puyuhuapi" (5'000 Pesos) - insgesamt so 4h Fahrt. Im Bus sahen wir nach laenger Zeit wiedermal ein paar Touristen und lernten auch den Franzosen "Morgan" kennen und er entschied sich spontan mit uns in den Park "Queulat" zu kommen. Da hin zu kommen ist ein bisschen schwierig - Bus gibts nicht und Nachmittags auch weniger die einem per Anhalter mitnehmen. Da grad noch 4 Jungs aus Santjago das gleiche Ziel hatten, entschieden wir uns fuer ein Fahrgelegenheit "mieten" und zahlten so halt ein bisschen mehr um dahin zu gelangen (25'000 Pesos fuer alle). Dort stellten wir unser Zelt im Park auf (mit Camping-Austattung - also WC und Huettchen um auf Feuer oder mit dem eigenen Gaskocher zu kochen - 2'000 / Person). Essen bringt man natuerlich alles mit und kauft es vorher ein, doch das ist in diesen Doerfchen hier schon ein schwierigeres unterfangen. Gemuese, Fruechte gibts nur 1x pro Woche frisch (am Freiag kommt ein Laster und befuellt alle Laeden) und wer was spezielleres (wie zB Sonnencreme, Campinggas, usw will), der sucht stundenlang - ohne Erfolg ;-)
Im Park blieben wir 2 Tage und genossen den Fluss, die Lagune und die wunderschoene Sicht auf den Gletscher "Colgante" welche man vom Camp aus hatte und auf dem Mirador wo man 2.5h hochlaeuft!

Am Mittwoch dem 06. Februar 2008 gingen wir wieder zurueck nach "Puerto Puyuhuapi" und diesmal klappte es per Anhalter (die Strassenarbeiter nahmen uns mit)!
Dort uebernachteten wir nochmal auf einem Campplatz (2'500 / Person) und ich spatzierte ein bisschen in der schoenen Gegend rum und genoss die sagenhafte Sicht auf die Einmuendung des Meeres (welche ein bisschen so aussah, wie wenn man bei uns Richtung Pilatus schaut). Ja die Gegend errinnert hier schon oft an die Schweiz und doch ist es anders. Mir gefaellt die Carretera Austral bis jetzt sehr gut - klar das Wetter war halt auch sehr untypisch und immer mit Sonne, doch es ist auch alles so ruhig, gelassen, die Leute sind meist sehr nett und man kriegt nicht alles (oft kein Internet und viel Essbares oder sonstiges ist nicht erhaeltlich, ...) und die Busse fahren auch nur ein paar Mal die Woche! Was es hier auch sehr viel hat (zwar ueberall in den Staedten und Doerfern in Chile) - HUNDE - Rudelweise Hunde die in den Barrios und den Strassen rumlungern! Naja bis jetzt ist noch nie was passiert, aber sie laufen einem Hordenweise nach und wenn ich so nachdenke, einer faengt mal an zu beissen, da ziehen die andern wohl mit... uh, naja hoffen wir soweit kommts nie!

Baueme (und mich) beim walk zum "Mirador" des Gletschers "Queulat"











Sicht auf den Gletscher "Queulat"

















La Junta
Am Donnerstag dem 07. Februar 2008 machten wir uns am Nachmittag per Anhalter auf den Weg (wieder ein Stueck nach Norden hoch) nach "la Junta". Denn wir hoerten, dass dort am Wochenende auch wieder ein Rodeo stattfinden wird und da wir ja das in Palena verpasst hatten und durch die Cowboys "glutschig" geworden sind, wie sowas ablaeuft entschieden wir uns dieses anzusehen. Es hielt leider nur der "oeffentliche" Bus und so zahlten wir halt die 2'000 Pesos und fuhren die 1h retour. Dort stellten wir unser Zelt in den Garten der Hospedaje "Tia Lezi" (2'500 / Person) und hatten noch einen gemuetlichen Abend mit Feuer und selbstgekochtem Essen mit einem belgischen Paaerchen und einem Chilenen.

Am naechsten Tag REGNETE es das erste Mal und so machten wir nicht allzuviel, ausser gemuetlich "zmoergelen", bisschen das Doerfchen anschauen und am Abend wiedermal auswaerts Essen!

Am Samstag dem 09. Februar 2008 ging das Rodeo dann an und auch die Sonne schien wieder ein bisschen durch. "Unsere" Cowboys von Palena waren leider nicht aufzufinden (sie sind anscheinend weiter oben an einem anderen Rodeo), doch dafuer lernten wir (wie gesagt, als fast einzige Touristen) schnell andere Cowboys (Jerry, Pancho, XXX und XXX) und ihre 6 Pferde kennen. Jerry und Pancho leben auch nur vom Rodeo und Pferde ausbilden und die anderen beiden, machen das ganze mehr als Hobby in der Rodeo-Saison und arbeiten danach im Hotel-Buissnes und Busservice. Sie luden uns am Abend dann sogar zu einem "cordero/asado" BBQ ein und ein paar Glaeschen "Pisco-Cola" und es war wiedermal ein sehr interessanter und lustiger Abend. Es gab spaeter Nachts natuerlich auch noch ein Fest in der Turnhalle (mit allen Einheimischen vom Dorf, zig Cowboys und viel Bier und Wyskie und traditioneller Musik und Tanz, welche stark an unsere "Laendermusik" errinnerte)!

Das eigentliche Rodeo selbst verlaeuft so, dass immer 2 Cowboys ein Rind hin und her bewegen muessen und dies mit dem Pferd stoppen um es zum drehen zu bewegen. Das geschieht jedoch nicht mit Lasso, sondern man "drueckt" das Rind mit dem Pferd an die Arena-Wand (an einer bestimmten Stelle) und wenn man es am Kopf anhaelt gibts nur 0 Punkt, an der Schulter 2 Punkte, am Bauch 3 Punkte und am Hinterteil 4 Punkte und es gibt auch Minuspunkte und 1 weiteren Pluspunkt wenn man die ersten 3 Runden das Rind korrekt herumrennen laesst. Jo zum Glueck hatten wir die Cowboys, welche uns das Prinzip vom Rodeo erklaerten.
Am Sonntag Nachmittag um 16.00 Uhr fand dann das Final statt und "Pancho und Jerry" gewannen es. Auch die 2t und 3t platzierten hatten wir inzwischen kennengelernt. Im Anschluss fand dann noch so ein "Plausch-Rodeo" statt, wo man wie in Nordamerika auf Kuehen ritt die bockten und sie mit Lassos einzufangen probierte! Die lustigste Szene war, als Jaime (der eine Cowboy aus Futalefù den wir kennenlernten) startklar in der Box auf seiner bockenden Kuh sass, die Tuer aufgieng und... herauskommt nur die Kuh - wo ist Jaime ;-) Unglaublich, dabei war er derjendige der staendig auf die bockenden Kuehe sitzen wollte!

Eigentlich wollten wir am Sonntag Abend nach Rodeo-Ende weiter nach Coyhaique (haetten mit den ersten Cowboys eine Mitfahrgelegenheit gehabt), aber es war so lustig mit ein paar anderen Cowboys und Anwesenden, dass wir uns entschieden nochmal mit ihnen an die Fiesta zu gehen. Jo und aus dieser Verlaengerung wurden dann 3 Tage mehr - denn Jaime und seine 2 Rodeo-Mitarbeiter Cesar und Yavier zeigten uns die naechsten Tage ein bisschen was von ihrer taeglichen Arbeit mit den Pferden (Revoltosa, Lolero, Espectaculo und el Potro der Hengst) und ich durfte sogar ein paarmal mit ihnen ausreiten um die Pferde wieder von ihrem "Rodeo-nervoesen-Trip" runterzuholen und in der Arena die Pferde zu "relaxen"!
Mit Jaime fuhren wir dann noch mal zu seinem campo (farm), welche in einer unglaublich schoenen Landschaft nahe vom See Rosselot in Richtung Lago Verde liegt! Dort kehrten wir noch bei einem Farmer mit Familie ein, tranken Mate und sie redeten ueber Farm-Sachen. Diese Familie wohnt, wie viele hier in Patagonien, sehr weit abseits vom Dorf. Sie muessen immer, wenn sie ins Dorf wollen, zuerst per Pferd zur Strasse reiten inklusive Flussueberquerung (gibt von hier aus kein Weg) und von da Autostopp machen. Unglaublich und das gibt es hier noch so viel! Die schulreifen Kinder bleiben dann waehrend der Woche in der Schule (uebernachten dort in einem Haus) und kommen nur am Wochenende heim.
Und wir besuchten noch einen Freund von ihm, wo wir fuer ein weiteres Schaf-Essen (asado) noch beim Schlachten zusschauchen konnten! Juh, frueher haette ich da wohl nie zugeschaut, doch man wird aelter ;-) Nein ehrlich, es war noch ziemlich interessant und ein grosses "Wissen" dahinter, wie man das jetzt haeutet usw
Auf jedenfall wurden wir dann eben noch zu einem weiteren "asado" (aber von einem anderen Kollegen) eingeladen und hatten dort grad nochmal eine wirklich lustige Nacht mit Tanz und viel Essen (das mit den riesigen Stuecken Fleisch in Chile, stimmt also haargenau) - man kriegt bestimmt nie einen Fleischmangel! Auch "Mate" (so ein Kraeuter-Tee mit speziellem "Roehrchen") tranken wir bei diversen Leuten und Einladungen mit! Das Wetter hatte sich inzwischen zu "typischem Patagonien Wetter" entwickelt - das heisst, wie bei uns im April! Regen, Wolken, Wind, Sonne - einfach alles und auf einmal ;-)

Jo diese 3 Tage mit den Cowboys war sehr interessant und gab einen guten Einblick in ihr taegliches Rodeo-Leben und sowieso ins chilenisch Leben!

Fuer unsere Weitterreise haben Andrea und ich nun verschiedene Plaene. Und wies halt so ist, wenn man so lange und nah zusammen ist, gibts halt auch immer Situationen/Tage/Momente wos weniger passt. Ja und wir haben wohl auch ein bisschen andere Reiseideen, noch verschieden lange Zeit um zu reisen (sie noch bis Ende Jahr) und sind auch sonst eher verschieden Typen. Deshalb beschlossen wir uns nun hier zu verabschieden und jeder seine eigene Reise weiterzufuehren!

Am Mittwoch dem 13. Februar 2008, hatte ich ploetzlich Aufbruchstimmung, packte meine Sachen und stand dann 3h am Strassenrand am "Autostoeppeln" - leider nicht erfolgreich... Gut, so blib ich halt nochmal ne Nacht in la Junta und kaufte mir ein Bussticket fuer den naechsten Morgen frueh um 6.00 Uhr nach Coyhaique. Normalerweise gehe das mit dem Autostopp recht gut, doch evt halt eher am Morgen frueh... und eben soooo viele Autos fahren hier natuerlich auch wieder nicht vorbei!

Das Rodeo in "la Junta" in vollem Gange











Assado (Lammbraten am Spiess)

















Coyhaique
Am Donnerstag dem 14. Februar 2008 kam ich dann so am Mittag in Coyhaique an und stellte dort mein Zelt beim Hostal "Natti" auf - war ein herziges Hostal mit warmer Kueche und netten Travellers, aber der Preis doch ziemlich ueberrissen (3'800 / Nacht)... naja...

Coyhaique ist hier auf der Carretera Austral die groesste Ortschaft (mit 43'300 Einwohnern) - die meisten anderen Doerfchen haben so 500 - 3000 Einwohner! Hier hab ich dann wiedermal paar Sachen erledigt wie Geld holen, e-mail schreiben, Geld fuer Argentinien-Crossing wechseln und goennte mir mal wieder ein feines Stueck Kuchen!

Ich ging hier noch den Park Coyhaique besuchen und wanderte so 4h durch wunderschoene Landschaft, Wald, an kleinen Lagunen vorbei und genoss die tolle Aussicht in die Bergwelt rund um Coyhaique und die Stadt selbst.

Sicht auf Coyhaiqe (die groesste Stadt auf der Carretera Austral)

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